Von Boxern und Klavierspielerinnen. Kulturelle Passungen bei Berliner Hauptschülern und Gymnasiasten
Von Boxern und Klavierspielerinnen. Kulturelle Passungen bei Berliner Hauptschülern und Gymnasiasten
- Zertifizierter Bildungserfolg ist Resultat von kulturellen Passungsverhältnissen zwischen erfahrungsweltlichen Orientierungen und schulisch institutionalisierten Wertmaßstäben
- Wessen Neigungen den hegemonialen Geschmacksschemata entsprechen, der hat bessere Chancen auf den Erwerb schulischer Bildungstitel und infolgedessen auch einen tendenziell leichteren Zugang zu prestigeträchtigen Berufen und höheren Statuspositionen als diejenigen, deren gelebter Stil von Lehrern mit einer Mischung aus Unverständnis, Angst und Verachtung begegnet wird.
- manche Interessen, Hobbies oder Vorlieben (z.B. Klavierspielen oder politisches Engagement) tragen häufig indirekt zu beruflichem und schulischem Erfolg bei
- andere dagegen können Tendenzen der Exklusion verstärken (z.B. Boxerstil, Posieren mit Gold-/Silberketten)
Wellgraf führt auf dieser Grundlage 18-monatige Feldforschung mit Berliner Schülern unterschiedlicher Schultypen durch, welche im Folgenden dargestellt wird.
Nach einer Unterscheidung von Kramer und Helsper, lassen sich vorgestellte Gymnasiasten mit ihren über die Schule hinausgehenden Bildungsorientierungen als Vertreter eines Habitus der Bildungsexzellenz und Bildungsdistinktion verorten.
Vorgestellte Hauptschüler dagegen stehen für eine Habitusvariante der Bildungsfremdheit, bei der Bildungsferne und Schuldistanz mit einer ausgeprägten Peerorientierung und schuloppositionellen Verhalten verbunden ist.
- Diese Gegenüberstellung birgt Gefahr der Stereotypisierung und Festschreibung von Differenzen
Wellgraf geht es bei seiner Studie darum, an markanten und besonders anschaulichen Beispielen einen Eindruck von gelebten Distinktionskämpfen und verkörperten Habitusformen zu vermitteln und dabei das mit dem Ringen, um Akzeptanz und Hegemonie verbundene Problem der kulturellen Passung zu verdeutlichen.