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AM: Vom Theater zum Podcast. Geistliche Spiele des Mittelalters (Mi)

Seminar, 2 SWS, Deutsch

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Important Information
Ein eigenes Theatergebäude mit einer beleuchteten Bühne und einem dunklen Zuschauerraum, in welchem das Publikum schweigend sitzt und das Schauspiel verfolgt – so mag Theater heute funktionieren, nicht aber im Mittelalter. Dort gibt es oft mehrere einzelne Bühnen unter freiem Himmel, zwischen denen das Publikum im Laufe des Stückes hin und her wandert. Das ‚Drama des Mittelalters‘, die sogenannten geistlichen Spiele, knüpfen nicht an die antike Theatertradition an, sondern sind eng mit der Liturgie verwandt. Religiöse Stoffe werden zu kirchlichen Festtagen als großes Spektakel inszeniert. Doch um biblische Inhalte auf die Bühne zu bringen, brauchen sie eine neue Form: Die Geschichten werden ausgewählt und neu arrangiert, weiter- und umerzählt, und dabei auch mit eigenen Sinndimensionen aufgeladen. Dabei müssen verschiedene Fragen beantwortet werden, etwa: Wie wird der Bühnenraum organisiert? Wie stark soll das Publikum in das Geschehen mit einbezogen werden? Oder: Darf man Gott überhaupt auf der Bühne darstellen?

In diesem Seminar wollen wir uns anhand ausgewählter Textbeispiele mit dem mittelalterlichen Drama auseinandersetzen. Dabei lernen wir verschiedene literatur- und kulturwissenschaftliche Theorien kennen, mit deren Hilfe wir unterschiedliche Deutungsansätze erproben. Gleichzeitig wollen wir die dramatische Textform in ein modernes Medium übertragen: den Audio-Podcast. Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Texten wollen wir darüber nachdenken, warum es sich lohnt, unsere Ergebnisse nach außen zu kommunizieren, und warum die Auseinandersetzung mit mittelalterlichen Themen auch heute spannend sein kann. Ob und ggf. wie wir den Podcast veröffentlichen, werden wir gemeinsam entscheiden. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Kreative Ideen sind herzlich willkommen!

Availability

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Unlimited
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Registration Period
Unlimited
Equal Chances Until
28. Mar 2023, 00:00
Free Places
4

Teaching Event

Event Type
Seminar
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Tiere bieten seit jeher eine Reflexionsfläche, um über die Welt und sich selbst nachzudenken. Da Denken und Sprechen aufs Engste miteinander verbunden sind, spielt das Nachdenken über die Sprache hier eine besondere Rolle: Haben Tiere eine Sprache? Und wenn ja, kann der Mensch diese in seine eigene übersetzen?

Naturkundliche, philosophische, religiöse und ethische Überlegungen gehen dabei Hand in Hand – und auch im literarischen Raum kann das Thema poetisch fruchtbar gemacht werden. Im Minnesang etwa ist der Vogel nicht nur topisches alter ego des Dichters, sondern ermöglicht ein vielfältiges Spiel mit Klängen und Bedeutungen. In Walthers „Lindenlied“ z. B. singt die Sprecherin vom „Tandaradei“ der Nachtigall und verrät damit alles und nichts zugleich. Der die menschliche Sprache imitierende Papagei dagegen wird bei Heinrich von Morungen zum Gegenbild des wahren Sängers. Der Papagei im Artusroman „Wigalois“ wiederum imitiert nicht nur die menschliche Sprache, sondern kann zwischen Recht und Unrecht unterscheiden. Der Löwe, der Iwein begleitet, kann dagegen nicht nur brüllen, sondern kommuniziert auch über Gesten mit seinem Herrn. Und: Hat der Esel mit seinem „I-A“ die Bibel, die Till Eulenspiegel ihm zum Vorlesen vorgelegt hatte, vielleicht doch richtig gelesen?

Anhand ausgewählter Texte wollen wir der Frage nachgehen, wie Tiere und ihre Sprache in der mittelalterlichen Literatur bezeichnet, inszeniert und funktionalisiert werden und wie mit ihnen über Sprache und Welt nachgedacht wird. Dabei klären wir nicht zuletzt die Frage, warum der Kuckuck bei Oswald von Wolkenstein zwar cucu sagt, aber doch gouch heißt.

Hinweis: Geplant ist zudem eine Exkursion zum Thema "Den Tieren auf der Spur. Streifzüge durch mittelalterliche Kunst" im GNM. Diese soll an einem Samstagvormittag im Mai stattfinden. Den genauen Termin legen wir in der ersten Sitzung fest.
Assigned Institutiuons
Restrictions

Parallel Group (Summer Term 2023)

Hours Per Week
2
Language
Deutsch
Contents
Ein eigenes Theatergebäude mit einer beleuchteten Bühne und einem dunklen Zuschauerraum, in welchem das Publikum schweigend sitzt und das Schauspiel verfolgt – so mag Theater heute funktionieren, nicht aber im Mittelalter. Dort gibt es oft mehrere einzelne Bühnen unter freiem Himmel, zwischen denen das Publikum im Laufe des Stückes hin und her wandert. Das ‚Drama des Mittelalters‘, die sogenannten geistlichen Spiele, knüpfen nicht an die antike Theatertradition an, sondern sind eng mit der Liturgie verwandt. Religiöse Stoffe werden zu kirchlichen Festtagen als großes Spektakel inszeniert. Doch um biblische Inhalte auf die Bühne zu bringen, brauchen sie eine neue Form: Die Geschichten werden ausgewählt und neu arrangiert, weiter- und umerzählt, und dabei auch mit eigenen Sinndimensionen aufgeladen. Dabei müssen verschiedene Fragen beantwortet werden, etwa: Wie wird der Bühnenraum organisiert? Wie stark soll das Publikum in das Geschehen mit einbezogen werden? Oder: Darf man Gott überhaupt auf der Bühne darstellen? In diesem Seminar wollen wir uns anhand ausgewählter Textbeispiele mit dem mittelalterlichen Drama auseinandersetzen. Dabei lernen wir verschiedene literatur- und kulturwissenschaftliche Theorien kennen, mit deren Hilfe wir unterschiedliche Deutungsansätze erproben. Gleichzeitig wollen wir die dramatische Textform in ein modernes Medium übertragen: den Audio-Podcast. Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Texten wollen wir darüber nachdenken, warum es sich lohnt, unsere Ergebnisse nach außen zu kommunizieren, und warum die Auseinandersetzung mit mittelalterlichen Themen auch heute spannend sein kann. Ob und ggf. wie wir den Podcast veröffentlichen, werden wir gemeinsam entscheiden. Technische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Kreative Ideen sind herzlich willkommen! Hinweis: Das Seminar wird (mit etwas veränderter Text- und Themenauswahl) zwei Mal angeboten (Mo, 10-12 Uhr; Mi, 16-18 Uhr). Bitte melden Sie sich nur für EIN Seminar davon an. Wir werden in zwei Gruppen an der gleichen Podcast-Reihe arbeiten.

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